2. September 2024
Zwei Dinge sind des Campers Fluch: Regen und Besuch.
Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Regen stört mich nicht unbedingt, und Besuch ist bei mir jederzeit willkommen. Sofern er nicht mehr als zwei Beine hat. Gut, vier sind auch noch ok.
Aber mein Besuch hat sechs. Sechs Beine. Und er bringt nicht nur seine Familie mit, sondern alle Kumpels, Nachbarn, Arbeitskollegen und alle, die er draußen trifft. So, als hätte er gerufen: Kommt mal alle her, wir treffen uns bei Inge in der Frieda.
Mein Besuch ist Herr Ameise. Oder Frau? Keine Ahnung.
Tag 1
Sobald mehr als eins der krabbelnden Exemplare im Wohnwagen auftaucht, werde ich unruhig. Hatte ich vor Jahren doch schon einmal eine solche Invasion, die ich leider erst bemerkt habe, nachdem sie in mein Bett gekrochen waren.
Heute sind es mindesten zehn, die über meine Küche laufen. Wo kommen die denn her!?
Schnell habe ich ihren Weg entdeckt: Über eine Stütze marschieren sie zielgerichtet in den Bauch meiner Frieda. Zum Glück bin ich für alle Fälle gerüstet: Ich verteile ein für die Insekten ungenießbares Pulver rund um die Stützen. Es ist Ruhe.
Tag 2
Ein besonders mutiges Exemplar begrüßt mich morgens im Badezimmer. Hilfe!!! Was habe ich übersehen?
Ich überprüfe die Stützen hinten: Nichts.
Ich überprüfe die Stützen vorn: Nichts.
Ich schauen mir das Stromkabel an: Auch nichts.
Wo können die ungebetenen Gäste denn noch herkommen? Ich laufe noch einmal um den Wohnwagen – und entdecke auf der Stoßstange wieder eine Kolonne der sechsbeinigen Ungetüme. Sie lassen sich von mir überhaupt nicht beeindrucken, sondern marschieren in Windeseile ins Innere.
Ich schaue genauer hin: Mein Grauwasserbehälter steht mit einer Seite direkt an einer der Stützen. So haben die cleveren Tierchen doch noch den Weg nach oben gefunden.
Ich rücke den Kanister zur Seite, sodass niemand dort mehr hochkrabbeln kann.
Tag 3
Eine verirrte Ameise sagt mir über mir an der Wand grinsend guten Morgen…
... und eine zweite... und eine dritte...
NEIN! Wo kommt ihr denn nun schon wieder her!!!
Ich laufe noch einmal um den Wohnwagen, schaue mir die Wege an, die die Krabbelbiester nehmen könnten. Und - siehe da - habe ich doch die vorderen Stützen nicht mit dem Pulver bearbeitet. Das hole ich sofort nach.
Tag 4
Etwas krabbelt über mein Gesicht. Ich bin sofort wach. Nicht nur dieses Etwas, sondern -zig seiner Freunde krabbeln in meinem Wohnwagen rum. Was habe ich denn nun schon wieder übersehen?!
Ich schleiche um Frieda herum - nichts. Die Stützen sind sauber, auch sonst finde ich nichts, an dem sich die ungebetenen Gäste hätten hochhangeln können.
???
Bis mir die Abspannseile des Sonnensegels ins Auge fallen. NEIN! Hier marschiert ein ganzer Ameisenstaat nach oben auf das Sonnensegel, um dann vom Dach des Wohnwagens ins Innere einzufallen.
Auch das Seil wird jetzt von mir mit dem Pulver versorgt. Ich muss unbedingt in den Supermarkt, um Nachschub zu holen.
Und ab sofort kommen bitte nur noch Gäste, die auch eine gepflegte Flasche Wein mitbringen. Verstanden??!
Tag 5
Einige verirrte Exemplare krabbeln noch an den Wänden hoch. Hoffentlich hat der Spuk bald ein Ende.
...
Tag 6
Sie sind weg....
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