3. Juni 2023

Doris möchte gern nach Lattes auf einen Künstler-Markt. Er findet nur einmal im Jahr statt, und hier findet sich alles, was auf irgendeine Weise selbst hergestellt wurde: Schmuck, Deko, Bilder, Spielzeug... gegossen, geknüpft, getöpfert, fotografiert... es ist von allem was dabei, und alles ist einzigartig. Ich finde ein pinkes Bild eines "Licorne", also einem Einhorn. So eins hat Mina bestimmt noch nicht:-)
Dann sind wir uns einig: Handarbeit hat ihren Preis, und der ist auch berechtigt. Aber nicht unbedingt mal so eben aus der Portokasse zu bezahlen.
Nachdem mir Doris erzählt hat, dass sie Flamingos fotografiert hat, will ich natürlich auch unbedingt welche sehen. Bisher dachte ich, die leben nur in der Camargue. Doris möchte zum Étang de l'Or, also zur Goldenen Lagune. Die Fahrt dorthin ist abenteuerlich, wie alle Fahrten mit Doris. Bitte stellt euch vor: Ich fahre, Doris lotst mich - für mich eine völlig neue Erfahrung, da ich ja meistens allein unterwegs bin und mein Navi nutze.
Wir haben sehr viel Spaß auf der Strecke: links ... rechts ... nein doch nicht ... bitte dreh um... Und die Straße, die in Deutschland diese Bezeichnung kaum verdient hätte, scheint immer tiefer in unberührte Natur zu führen. Aber am Ende kommen wir tatsächlich am Étang an.
Und ich sehe Flamingos. Zum ersten Mal nicht im Zoo, sondern sie staksen entspannt in einiger Entfernung von mir durchs Gewässer. Sie sind völlig damit beschäftigt, sich ihre Mahlzeit einzufangen: Krabben, erklärt mir Doris. Je mehr sie fressen, desto mehr färbt sie ihr Gefieder rosa. Noch sind sie fast weiß.
Auf der Rückfahrt fahren wir noch durch den Ort Mauguio. Wir laufen durch die Gassen des beschaulichen Städtchens. Am Markplatz angekommen, ist dort eine Bühne aufbaut, auf der sich Flamenco-Tänzerinnen präsentieren. Eine Straßen weiter erklingen katalonische Weisen.
Als wir den Ort verlassen, stoppen uns demonstrierende Menschen: Sie protestieren gegen die Corrida, die Stierkämpfe in Frankreich. Auch heute wird ein Stierkampf in Mauguio stattfinden. Ich kann es nicht fassen.
Ich möchte mich den Protestierenden anschließen.
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